Guilelmus Parisiensis: Postilla Guillermi super Epistolas et Euangelia. Per tot...


Guilelmus Parisiensis
. Postilla Guillermi super Epistolas et Euangelia. Per totius anni circuitum. 4 nn., 186 num., 8 nn. Bl. Mit Titel in Rot und Schwarz, dreiviertelseitigem Titelholzschnitt, 98 kleinen Textholzschnitten und zahlreichen rot markierten Paragraphenzeichen und Versalien sowie Unterstreichungen in Rot. 20 x 15,7 cm. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (berieben und mit Fehlstellen an Kapitalen, am Kopf geschickt ersetzt, Rückenbezug rissig, wenige Wurmlöchlein auf Deckel, Schließen und Kette fehlen) über abgefasten Holzdeckeln mit hs. Nummer auf dem Rücken, VDeckel mit floraler Rollenstempelrahmen um ein Mittelfeld aus Rautengerank, RDeckel mit Bordürenrahmen aus Einzelstempeln mit Andreaskreuz-Motiv und Blütenstempeln in den Ecken, Mittelfeld aus diagonalem Bandwerk mit kleinen Blütenstempeln über den Kreuzungspunkten, Hinterdeckel oben mit Durchbohrung für Kette, mit kleinen Messingschließbeschlägen und schwachem Ganzgelbschnitt. (Basel, Adam Petri?, 1513).
VD16 E 4385. STC 117. Adams G 1599. Hieronymus 1997, 22 und 22a. Lüthi, 61 und 4. Koegler XXIX und Tafel 80. Lonchamp, Suisse 1347. Muther 1281. Panzer VI, 191, 118 und 119. Vgl. Brunet II, 1821 Hieronymus 1984, 65 und 67. Stockmeyer-Reber 138. Heckethorn 145. - Der Pariser Theologieprofessor Gulielmus Parisiensis schrieb die nach ihm benannte Postilla, eine Sammlung von Predigten zu den Bibeltexten und Heiligen für jeden Tag des Jahres, im Jahr 1437, allerdings war er wohl nur deren Bearbeiter, eigentlicher Verfasser war der Nürnberger Dominikanerprior Johannes Herolt (um 1380-1468). Das Werk, das Kleriker wie Laien zu einem tieferen Verständnis der Episteln und Evangelien anleiten wollte, "obviously filled a most pressing need" (Goff 1959, 73). Goff zählte vom Erstdruck 1472 bis ins Jahr 1500 allein 119 Ausgaben, Hieronymus zwischen 1500 und 1521 nur in Basel rund 20 weitere. Als Anhang erschien jeweils eine kurze Leidensgeschichte Jesu.
Ab 1509 druckten Adam Petri und andere Kollegen in Basel mehrere Ausgaben, jeweils mit einer angehängten - und zumeist angebundenen - Passio domini des dortigen Barfüßermönchs Daniel Agricola und denselben Holzschnitten, die von Urs Graf stammen. Viele tragen sein Monogramm "VG". Das große Titelbild zeigt Christus, das Volk lehrend, und in den Ecken "die Apostel Petrus, Paulus, Jacobus und den Propheten Daniel, dazwischen die Evangelistensymbole" (Muther), jeweils identifiziert durch Tafeln oder aufgeschlagene Bücher, denen einige Worte eingedruckt sind: auf dem Titelblatt der Postilla in Rot, auf dem der Passio in Schwarz. Der mit dem Datum 1513 versehene Bordürenrahmen zum Directorium erscheint in der vorliegenden Ausgabe, der dritten Petris, zum ersten Mal. Die Postilla ist mit 98, die Passio mit 20 kleinen Holzschnitten illustriert. - Wenige Randläsuren, Bl. 166 und 175 mit ersetzter kleiner Eckfehlstelle, Zollstempel auf letztem Bl. verso. Hs. Besitzvermerk auf dem Titel und montierter Antiquariat- oder Auktionszettel im Innespiegel, innen noch sehr schön erhalten. Aus dem Besitz des Franziskanerklosters St. Luzen in Hechingen, Spuren auf dem Hinterdeckel belegen die Zurichtung als Kettenband. Die Reaktivierung spätmittelalterlicher Wissensbestände zur Zeit der Gegenreformation zeigt exemplarisch die lange Nachwirkung des Mittelalters in der Neuzeit. - Nachgebunden:
Daniel Agricola
. Passio domini nostri Jesu christi. 39 num., 1 nn. Bl. Mit 20 kleinen Textholzschnitten und zahlreichen rot markierten Paragraphenzeichen und Versalien sowie Unterstreichungen in Rot. Basel, (Adam Petri?, 1513).


SIMILAR AUCTION ITEMS
Loading...